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Interview
Was hat dich dazu inspiriert Musik zu machen?
Wir hatten oft so einen holländischen Radiosender bei uns zu Hause an. da lief oft Phil Collins, was mir sehr gefiel. Irgendwie erinnerte mich seine Stimme an meinen Onkel. Das tut sie noch heute aber auch an die Zeit zu Hause in Uetliburg, einem kleinen Weiler in der Nordostschweiz.
Die Szene ist so traurig und die Musik schmerzt so schön...
Welches Gefühl oder welche Botschaft möchtest du deinen Fans mit deiner Musik mitgeben?
Ein Aspekt ist sicher, dass man sich für gar nichts schämen soll: offen über Gefühle oder psychische Probleme sprechen zu können, frei denken, Tabus brechen, althergebrachtes kritisch hinterfragen, um als Mensch und als Gesellschaft weiter zu kommen.
Was ist zurzeit dein Lieblingslied?
ein paar meiner all time heroes:
only - ry x
warm shadow - fink
end of the affair - ben howard
ein paar meiner guten Freunde aus der schweizer Musikszene:
teil vo dir - andryy
angst - to athena
slowly fading - native
schweizerdeutsche Songs:
fotograf - fai baba
rägebogesiedlig - stahlberger
floss us abfallholz - poly augustine
Welches Album hast du letztes Jahr am meisten gehört?
Das war zwangsläufig mein eigenes. Wenn ich voll im Prozess drin bin, dann muss ich die Songs in allen Stadien rauf und runter hören und daran schrauben bis einfach alles stimmt, aber abgesehen davon war’s gemäß Spotify Wrapped “Seeds In Sand” von Elder Island.
Was ist der schönste Songtext, den du je gehört hast?
Fourth of July von Sufjan Stevens erwischt mich jedes Mal.
Mit welchem Künstler würdest du gerne mal einen Song veröffentlichen?
Ich hätte im moment grad mega Lust mit meinem guten Freund Poly Augustine.
Was hat dich dazu inspiriert deine ep "Night Shift EP" zu nennen?
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Beschreibe dich in einem Wort.
Welches Lied auf der EP "Night Shift" war am schwierigsten zu schreiben?
Battles, Battles war zwar schnell geschrieben aber es war schwierig für mich, den Song zu veröffentlichen. weil der Song für mich doch sehr intim und schmerzhaft ist, war es so ein unangenehmes Gefühl, das auch gerade Leute, die mir nahe stehen das Lied hören werden. Eine sehr besondere Erfahrung.
Erzähl uns etwas über die Geschichte des "Young Love" Musikvideos.
Wir wollten den Leuten in der Schweiz eine etwas andere Landschaft zeigen als gewohnt und sind zu diesem Zweck zu meiner Mutter nach Dänemark gefahren. Hier trafen wir den Schauspieler Martin Krause, der sich kurzerhand auf unser Abenteuer einließ und mit uns bis an die Nordwestküste Dänemarks gefahren ist um dort mit uns die Szenen im Video abzudrehen. Es waren zwei unglaublich lehrreiche, lange und harte Tage. Wir sind in wenigen Tagen über 2’000 km gefahren und haben vom ersten bis zum letzten Sonnenschein gedreht um versucht, trotz kleinem Video-Budget das bestmögliche Video zu realisieren.
Wie gehst du vor, wenn du eine neue Idee für ein Lied hast?
Meistens ist es ein Gitarrenpart oder eine Beat-Struktur, die den Funken entfacht und eine Schwadrone von Handy-aufnahmen auslöst. Im besten Fall sprühen die Ideen nur so, bis dann genug Stoff da ist für ein ganzes Arrangement. texten tu' ich meistens dann erst in einem zweiten Schritt, wenn schon Musik da ist.
Ich glaube dran, dass man die Ideen sofort einfangen muss, wenn sie da sind.
Das kann dann auch mal bedeuten, mitten in der Nacht oder früh morgens ein paar Aufnahmen zu machen. Nebst den Handy- und Laptop- Demo-Aufnahmen habe ich deswegen auch immer laufende Ideen- und Textskizzen. Einerseits für spezifische songs aber auch allgemeine Ideen, die ich ausprobieren möchte. beim Texten mach ich mir das Leben nicht gerade einfach, denn gerade wenn die Songskizze gut ist, ist der Druck größer, da man die schon vorhandene, gute Idee nicht verwässern möchte. Es gelingt halt auch manchmal besser, manchmal weniger, aber man braucht ja auch nur das zu teilen, womit man in dem jeweiligen Moment zufrieden ist. Wie eine Fotografie eigentlich.
In welchem Land würdest du am liebsten auf Tour gehen?
Also als nächstes würden sicher Deutschland und die skandinavischen Länder auf der Wunschliste stehen :-)
Erzähl uns ein wenig über die Hintergrundgeschichte eines deiner Lieder.
Auf ein Lied vertieft einzugehen wäre mir fast etwas zu persönlich oder teils zu schmerzhaft. Aber was ich verraten möchte ist, dass für mich jeder Song um ein gewisses Thema gehen muss, so wie eine Art Blueprint. Ich habe zu einigen meiner bisher veröffentlichten Songs deshalb kurz notiert, worum’s mir im Kern geht.
Battles, Battles: der Gedanke hierzu war die Aufarbeitung von traumata aus der Kindheit und Jugend und die Frage, ob sich diese Leidensgeschichte fortan immer und immer wiederholen muss oder ob man diesen Teufelskreis vielleicht irgendwie durchbrechen und die Dämonen verbannen kann.
Was würdest du jetzt beruflich machen, wenn du kein Musiker geworden wärst?
Wie gehst du mit Negativität um?
Ich versuch’s immer perspektivisch einzuordnen und das Beste aus der Situation zu machen.
Es gibt das dänische Sprichwort:
“Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für irgendwas gut ist"
Foto von Pascal Küng
Basieren deine Songs auf eigene Erfahrungen oder eher auf fiktiven Situationen?
Beides. es gibt zutiefst persönliche Songs, die etwas unangenehm sind zu veröffentlichen. aber auch welche, wo ich eher die Rolle des Beobachters einnehme und dann gibt’s solche, wo ich erst gedacht habe dass sie über mich selbst sind und ich dann gemerkt habe, dass sie eigentlich von jemand anderem handeln. also eigentlich genau das Gegenteil von dem, was beispielsweise Paul Simon beim song “the boxer” eingestehen musste. Der war eben persönlich.
Beschreibe das Gefühl auf der Bühne zu stehen und live aufzutreten.
Was ist der beste Ratschlag, den du als Musiker je erhalten hast?
"Du bist viel größer als du weißt" - danke Rainer Kuhn.
Und das größte Kompliment:
Du bist auch Mitglied der band Karavann.
Was ist deine schönste Erinnerung daran, ein teil dieser Band zu sein?
Erzähl uns kurz etwas über die Musik, an der du gerade arbeitest.
Zurzeit schreibe ich an meinem ersten Solo-album. Allzu viel will ich noch nicht vorweg nehmen aber es dauert aber gar nicht mehr allzu lange, bis es was zu hören gibt. Ich bin echt gespannt wohin die Reise geht und freue mich so auf hoffentlich neue Gesichter, neue Konzert-Erlebnisse und neue Geschichten, die uns kein Mensch je glauben wird.
Danke für das interview, Tobias!
01.06.2022
Night Shift
Die EP Night Shift spiegelt nicht nur sehr reale und starke Emotionen wider, sondern besitzt gleichzeitig die Kraft eine geborgene und tröstende Wärme auszustrahlen.
Es ist eine sehr ehrliche und bis ins ins tiefste Detail ausgearbeitete Komposition.
Jeder, der mit ihr in Berührung kommt, wird auf eine sehr natürliche, vertraute und schöne Art und Weise wie eine Welle bewegt.
Foto von Pascal Küng